Die ungewollte Verdummung des Systems

Was ich an Lehramtstudenten noch nie verstanden habe ist, ich kann doch niemandem etwas beibringen wollen, mit was ich mich selbst nicht intentsiver beschäftigen will, das ist doch verkehrt, oder?

Das gilt jetzt vielleicht nicht für alle Fächer, weil es oft gar nicht möglich ist, sich anderswo intensiver mit der Materie zu beschäftigen, als in der Schule.

Aber bei den meisten Naturwissenschaften wie auch bei Wirtschaftswissenschaften halte ich es für absolut schwachsinnig, Halbwahrheiten erklären zu wollen. Dann bin ich ja Lehrer nur um des Erklärens Willen und habe mich selbst gar nicht bemüht, die Komplexität des großen Ganzen verstehen zu wollen, welche aber den Tatsachen entspricht.

Dass manche mit der Ausrede kommen, dass sie ohne Lehramtsstudium keinen Job gefunden hätten, zeigt, wie krank unser System ist. Wenn es sich um eine Wissenschaft handelt, war jede Erkenntnis immer schon Gold wert. Man zeige mir einen ängstlichen Forscher.

So passiert es, dass wir in den Naturwissenschaften hauptsächlich von denen unterrichtet werden, die nie mehr bereit waren dafür zu geben, weil ihre Bequemlichkeit oder ihr Sicherheitsbedürfnis größer waren als ihr Tatendrang und ihr Wille.

Und so passiert es, dass wir in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern von denen unterrichtet werden, die sich die irre Komplexität des Wirtschafts- und Rechtssystems erst gar nicht zumuten wollen.

So haben wir von Generation zu Generation Lehrer, die immer weniger Mut und Tatendrang besitzen, und sogleich auch immer weniger Tatendrang ihrer Schüler akzeptieren können, weil diese Verhaltensart nicht ihrem eigenen Naturell entspricht. So passiert es, dass Schüler mit dem gewissen „Drive“, mit Wissbegier und Tatendrang, schon immer früher aus dem Schulsystem ausscheiden, da sie von immer feigeren Lehrern immer weniger „ausgehalten“ und somit unterstützt werden.

So kommt es, dass meist nur die feigsten und gelähmtesten von uns Zugang zur höchsten (System-)Bildung erhalten (mit der sie aber dann naturgemäß nichts anfangen können). Die talentierten, ungebrochenen mutigen Persönlichkeiten unter uns, werden viel zu früh entmutigt, und wenden sich verständlicherweise von all dem Systemwahnsinn, so gut es geht ab. Das hilft nur leider nichts, wenn es darum geht, Veränderungen herbeizuführen.

In den Positionen mit Entscheidungsgewalt sitzen die Schafe, die nie gelernt haben, eine andere Entscheidung zu treffen, als die, die ihnen zuvor beigebracht worden ist.

Ein dynamisches System ist automatisch dem Untergang geweiht, sobald die wenigen Mutigen nicht mehr an die Macht kommen wollen, weil sie es einer Herde spottender Wachkomaschafe nicht mehr gönnen, überhaupt von ihnen geleitet zu werden.

Noch schlimmer kommt es dann, wenn man sich dieses Fehlers im System zwar schon bewusst, aber immer noch nicht bereit ist, Tatendrang aufzubringen – weil dies zuallererst Einbußen von Status und Anerkennung im System der feigen Schafe bedeutet.

Denn, der Mut, der benötigt wird, um einen Systemwechsel herbeizuführen, hat leider nichts mit der Höhe deiner tättowierten Augenbrauen zu tun, und noch weniger mit den PS des Autos, das du wagst zu fahren. Auch spiegelt sich Mut nicht in der Anzahl der akademischen Titel wider, die dir ein ein bereits erkranktes System verliehen hat.

Mutig ist, wer es wagt auf die Werte eines kranken Systems zu pfeifen. Mutig ist, wer selbstlos Hohn und Spott erträgt, und seine Taten dem großen Ganzen verschreibt. Wer dabei nur an sich denkt, ist für die Gesamtheit komplett nutzlos.

Wir brauchen keine Neuwahlen, wir brauchen ein neues System der Mutigen, um unser aller Leben auf diesem sterbenden Planeten so lebenswert wie möglich zu machen.

Für all jene, die immer noch nicht wissen, was ihr Beitrag zum großen Ganzen sein könnte, könnte man zumindest die folgende banale Handlungsempfehlung formulieren:

Scheiss aufs Geld. Go for Social Credits, bevor es zu spät ist! Bleibt zu Hause und kümmert euch zuerst um eure Spiritualität, danach um eure Hobbies. Und verschwendet dabei möglichst keine Ressourcen. Tauschet euren englischen Rollrasen gegen ein Gemüsefeld. Dreht eure Uhren ab und lebt wieder mit der Zeit. Erkennet, dass euer Lebensglück enger mit den guten Taten, die ihr für die Gemeinschaft erbringt, verbunden ist, als mit eurem Bankkonto. Traut euch!

Wieviel Wert ist dein Magistertitel? Meiner versucht sich gerade als Kunstprojekt, da es für die Schmetterlingssammlung nicht gereicht hat.

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